"Rentables und klimafreundliches Wirtschaften müssen kein Widerspruch sein
03.12.2024Branchentreffen bei der LfL Jahrestagung in Poing
Einen Tag lang diskutierten Forscher der LfL gemeinsam mit Landwirten sowie Interessierten aus Politik, Wirtschaft und breiteren Öffentlichkeit in Vorträgen und Podiumsgesprächen über die Herausforderungen auf dem Markt, dem Feld und in der Tierhaltung. Ein durchgehendes Thema: Die Notwendigkeit transparenter und belastbarer Informationen. Nur so könnten Landwirte, Unternehmen und Verbraucher fundierte Entscheidungen treffen und Klimaschutz effektiv fördern.
Die Jahrestagung hat klar gezeigt: Die Landwirtschaft bleibt eine wichtige Stütze unserer Kulturlandschaft in Bayern, steht aber gleichzeitig vor großen Herausforderungen. Transparenz, Praxistauglichkeit und wirtschaftliche Rentabilität müssen Hand in Hand gehen, um Klimaschutz erfolgreich in der Landwirtschaft umzusetzen. Es hat sich gezeigt, dass Wissenschaft und Landwirtschaft bereits professionell zusammenarbeiten, um praxistaugliche und tragfähige Lösungen zu entwickeln
Vertrauenswürdiges Klimaschutz-Labeling
In seinem Vortrag nahm Prof. Dr. Achim Spiller von der Georg-August-Universität Göttingen die Themen Klimaschutz und Klimaschutz-Labelling genauer unter die Lupe. Dabei stellte er zentrale Fragen: Wer trägt die Verantwortung für den Klimawandel und den notwendigen Klimaschutz? Er beleuchtete verschiedene Prinzipien, wie das Verursacherprinzip, das Nutznießerprinzip, das Fähigkeitenprinzip und das Gemeinlastprinzip.
2024 wird die globale Durchschnittstemperatur erstmals mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) liegen. Insbesondere die Milchwirtschaft steht aufgrund der Methanemissionen von Wiederkäuern in der Kritik. Methan gilt zwar als kurzlebiges Treibhausgas, ist aber etwa 25-mal schädlicher für das Klima als CO2. Die Verdauung der Wiederkäuer verursacht rund 43 % der gesamten landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen – ein Bereich, in dem Klimaschutzpotenziale dringend ausgeschöpft werden müssen.
Prof. Dr. Spiller machte deutlich, dass der Anteil der Landwirtschaft an den globalen Treibhausgasemissionen in Zukunft weiter wachsen wird, da andere Sektoren zunehmend dekarbonisiert werden. Gleichzeitig bleibt die Landwirtschaft ein Sektor, in dem emissionsfreies Wirtschaften schlicht nicht möglich ist. Der Druck zu mehr Klimaschutz kommt derzeit vor allem von Marktteilnehmern und dem Finanzsektor, da die Landwirtschaft nicht Teil des EU-Emissionshandelssystems ist.
Ein entscheidender Punkt, den Prof. Dr. Spiller hervorhob, ist die Transparenz von Informationen. Um den Markt für Klimaschutz funktional zu gestalten, müssen Treibhausgasemissionen transparent und einheitlich dargestellt werden. Ein eindeutiges und vertrauenswürdiges Klimaschutz-Label ist dafür essenziell. Bisher gibt es viele verschiedene Labels, deren Kriterien und Vergabeverfahren jedoch oft intransparent sind. Der Appell: Einheitliche Systeme entwickeln, um verbraucherfreundliche und nachvollziehbare Informationen bereitzustellen.
Klimaschutz in der Fleisch- und Milchproduktion
Anschließend sprach Ludwig Huber vom Genossenschaftsverband Bayern e.V. über die Herausforderungen bei der Vermarktung von Milch und Fleisch unter Klimaschutzaspekten. Er stellte zahlreiche Projekte vor, bei denen Unternehmen, Landwirte, Molkereien und Universitäten zusammenarbeiten, um den Klimaschutz innerhalb der Produktion messbar und sichtbar zu machen. Auch hier zeigte sich, wie entscheidend die Berechnung von CO₂-Emissionen für Transparenz und Vergleichbarkeit ist.
In den sich anschließenden Vorträge und Podiumsgespräche mit Forschern der LfL und Landwirten, wurden die vielseitigen Herausforderungen am Markt, auf dem Feld und in der Tierhaltung diskutiert.
Die Zusammenfassung der LfL-Jahrestagung finden Sie unter lfl.bayern.de/jahrestagung-2024